Highlights

Die Weinregion „Alto Douro“ wurde 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Die für diese Ernennung ausschlaggebenden Kriterien sind die folgenden:

  • Die Region „Alto Douro“ produziert Wein seit beinahe zweitausend Jahren und ihre Landschaft ist maßgeblich von menschlichen Aktivitäten geprägt worden.

  • Die Bestandteile der Landschaft des „Alto Douro“ sind repräsentativ für die Gesamtheit der mit dem Weinbau verbundenen Tätigkeiten – dies betrifft Anbauflächen, Quintas (landwirtschaftliche Gefüge für den Weinbau und die Weinproduktion), Dörfer, Kapellen und Straßen.

  • Die Kulturlandschaft des Alto Douro ist ein herausragendes Beispiel eines traditionellen europäischen Weinbaugebietes, das die Entwicklung dieser menschlichen Betätigung über Jahrhunderte reflektiert.

Der Fluss Douro (Portugiesisch: „Douro“, Spanisch: „Duero“; Lateinisch: „Durius“) ist etwa 897 km lang und bewässert ein Gebiet von 79 000 km². Seine Quelle liegt im Norden Spaniens (in der Sierra de Urbión). Er durchfließt den Norden Spaniens Richtung Westen, biegt dann Richtung Südwesten ab und bildet auf dieser Strecke 112 Kilometer lang die Grenze zwischen Spanien und Portugal. Anschließend überquert er die Grenze und fließt im Norden Portugals auf den Atlantischen Ozean zu. Er mündet in Porto. In Portugal fließt der Douro durch die Distrikte Bragança, Guarda, Viseu, Vila Real, Porto und Aveiro.

Der Fluss schlängelt sich durch das Weinbaugebiet des Douro-Tals über etwa 100 Kilometer bis zur Stadt Régua, wo der Weinbau wegen des zu starken Einflusses des atlantischen Klimas aufhört. Trauben sind das wichtigste landwirtschaftliche Produkt des Douro-Tals, und die Flussmündung bildet das Zentrum des portugiesischen Weinhandels. Der mittlere Abschnitt des Douro-Tals wird intensiv zur Bewässerung und als Quelle von Wasserkraft genutzt.

Es gibt Hinweise darauf, dass der Weinbau im Douro-Tal bereits zur Römerzeit betrieben wurde. Im Mittelalter wurde Wein in erster Linie für die Köster und für den Gottesdienst erzeugt, die ebenen Flächen des nutzbaren Landes hingegen waren für den Anbau von Getreide, insbesondere für Mais vorgesehen. Reben wurden in den Aussparungen der Stützmauern (pilheros) gepflanzt. Die eigentlichen Weinberge wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts bepflanzt, als auch die Engländer begannen, sie für die Weinproduktion zu erwerben.

Zu dieser Zeit war England bereits enge Beziehungen mit Portugal eingegangen. Jedes Mal wenn Portugal mit seinem mächtigen Nachbarn Spanien Krieg führte, unterstützten die Streitkräfte Englands das kleinere Land. Schon früh gewährten die beiden Länder einander gegenseitige Privilegien - ein lebhafter Handel mit englischen Waren (insbesondere Textilien) im Austausch für portugiesisches Obst und Olivenöl war seit dem 13. Jahrhundert in vollem Gange. Das Wachstum des kleinen Landes in der Zeit der kolonialen Expansion ging weit über seine Kapazitäten hinaus und führte zu einer erheblichen Verarmung. Die Einwohner von Porto bekamen damals den Namen „tripeiros“ (Kuttelesser), da sie keine andere Wahl hatten, als Innereien zu essen. Heute gelten die „tripas à moda do Porto“ immer noch als lokale Spezialität.

Die Engländer nutzten die portugiesische Krise geschickt aus und schlossen weitere bilaterale Handelsabkommen, die Portugals Abhängigkeit von den britischen Inseln immer weiter verstärkte. Portugiesischer Wein wurde bereits früh nach England exportiert, genoss aber zunächst keinen guten Ruf. Als im Jahre 1689 der Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach, war es den Engländern streng verboten, französischen Wein zu trinken und sie mussten neue Quellen erschließen.

„Portwein“ erschien auf der Bildfläche um 1670. Die Zugabe von Branntwein erleichterte die Lagerung des Weins und machte es so möglich, dass der Wein bei seiner Verschiffung nach England keinen Schaden nahm. Wenn der Branntwein dem Wein während der Gärung hinzugefügt wurde, behielt dieser einen Restzuckergehalt, was den Geschmack und die Lagerungsfähigkeit verbesserte. So wurde Portwein beim englischen Volk immer beliebter.

Die starke Nachfrage nach Portwein in England führte zu einer Überproduktion in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Preisverfall und ein schlechter Ruf des Portweins waren die Folge. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, wurde im Jahr 1756 ein System der Herkunftskontrolle sowie eine regionale Klassifizierung (die weltweit erste ihrer Art!) eingeführt. Weine von hochwertig eingestuften Lagen (sogenannter „vinho de feitoria“) waren für den Export vorgesehen, während Weine von minderwertigen Anbauflächen auf den Verkauf im Inland beschränkt waren. Man nannte sie „vinho do ramo“ (ramo = Zweig eines Strauches), weil die Büsche anzeigten, wo solche Weine verfügbar waren. Es wird angenommen, dass dieser Brauch der Ursprung des englischen Sprichworts „guter Wein braucht keinen Strauch“ ist.

Die königliche Verordnung von 1756 wurde mehrmals geändert, ist aber im Grunde bis heute gültig. Schwere Granitblöcke, wie sie in der gesamten Douro-Region zu finden sind, wurden für die Abgrenzung der besten Anbauflächen verwendet. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichte der Weinbau nicht weiter als bis zu den Stromschnellen des Cachão de Valeira. Dieser große Felsen erschwerte die Schifffahrt und damit den relativ schnellen Transport der Weinfässer. 12 Jahre dauernde Bauarbeiten waren vonnöten, um diesen Flussabschnitt schiffbar zu machen. Aus diesem Grund wurde der Weinbau in der Region des Douro Superior erst im frühen 19. Jahrhundert wirtschaftlich rentabel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau in der Douro-Region von Katastrophen heimgesucht, wie wir sie auch von anderen Weinbauregionen in Europa kennen: 1890 zerstörten der Mehltau und die Reblaus etwa 65% der Weinbauflächen des Douro-Tals. Nachdem die Grundlage ihrer Existenz vernichtet worden war, sahen sich viele Winzer gezwungen, ihre Weinberge aufzugeben. In der Folge entstanden große Weingüter, die in den Besitz einer Handvoll Investoren gelangten, die die zerstörten „Quintas“ für relativ wenig Geld kaufen konnten. Eine der prominentesten Persönlichkeiten in der Geschichte des Weinbaus in der Douro-Region war Dona Antónia Ferreira. Sie besaß offenbar viel Weitblick und konnte künftige Entwicklungen voraussehen, und konnte so als geschickte Geschäftsfrau viele Weinberge kaufen, von denen einige sogar an völlig unzugänglichen Orten lagen (wie die Quinta do Vale Meão im Douro Superior). Als sie im Jahre 1890 verstarb, hinterließ sie ihrer Familie mehr als 30 solcher Quintas. Unter den (vorwiegend britischen) „Shippers“ – Handelsunternehmen mit Sitz in Porto – war es gegen Ende des 19. Jahrhunderts Mode geworden, ebenfalls eine Quinta in der Douro-Region zu besitzen. Einige der dortigen Gebäude zeigen daher architektonische Spuren des englischen Kolonialstils.

Bis 1870 gab es viele sogenannte „Quinta-Weine“, also Weine, die von lokalen Weinbauern produziert und vermarktet wurden. Die „Shipper“, die sich in Porto etabliert hatten und hauptsächlich diese Quinta-Weine exportierten, ersetzten die Weinbauern als Produzenten zunehmend. Um ihren Kunden Portweine mit gleichbleibender Qualität anbieten zu können und die Unberechenbarkeit der Natur und der Winzer zu umgehen, entwickelten sie nach und nach eigene Marken-Weine. Sie verschnitten Weine aus verschiedenen Weinbergen und produzierten Portweine als eigene „Haus“-Marken, die in ihren Kellern in Vila Nova de Gaia (gegenüber von Porto) reiften, um anschließend weltweit vermarktet zu werden. Diese Trennung von Produktion (Weinberge in der Douro-Region) und Reifung/Vermarktung (in Vila Nova de Gaia) ging schließlich so weit, dass sogar ein Gesetz verabschiedet wurde, wonach Portweine ausschließlich von Vila Nova de Gaia aus exportiert werden konnten. Dieses Gesetz wurde erst 1986 aufgehoben, als Portugal der Europäischen Union beitrat. Seine Abschaffung führte in der Douro-Region zu einer wahren Weinbau-Revolution.

Das Gesetz vom 8. Mai 1986 verfügte, dass Weinproduzenten in der Douro-Region das Recht haben, ihre Produkte unabhängig zu exportieren. Einige Einschränkungen blieben jedoch weiterhin bestehen. Die Weingüter mussten mindestens 150.000 Flaschen auf Lager haben sowie einen Lagerbestand über mindestens 3 Jahre vorweisen können. Darüber hinaus durften nur Flaschen und keine Fässer in den Verkauf gelangen. Von dieser neuen Verordnung konnten zunächst nur die Shipper profitieren, die bereits Quintas in der Douro-Region besaßen, und die somit in der Lage waren, Single-Quinta Weine als eigenständige Marken zu vermarkten.

Trotz alledem machten sich seitdem viele Produzenten in der Douro-Region unabhängig. Da die oben genannten Einschränkungen nur für Portwein gelten, hat die Produktion von Rotwein (auch „vinho de mesa“ – Tafelwein genannt) beträchtlich zugenommen, und jedes Jahr kommen neue, interessante Weine auf den Markt.

Das Douro-Tal ist derzeit eine der spannendsten Weinbauregionen Europas, da die Produzenten, die bisher nur Trauben lieferten, nun selbst Wein produzieren und dabei immer mehr Erfahrungen im Anbau und bei der Weinbereitung sammeln. Sie verstehen es immer besser, das Beste aus ihren Böden und den typischen Merkmalen ihres Terroirs herauszuholen – und sie gewinnen dabei immer mehr an Selbstvertrauen. Ein wesentlicher Vorteil besteht auch darin, dass sich die Produzenten in Genossenschaften zusammentun und sich der Notwendigkeit bewusst sind, ihre ausgezeichneten Weine gemeinsam zu vermarkten, um die Douro-Region entsprechend auf dem Markt zu positionieren. Die Tatsache, dass die einheimischen Rebsorten der Douro-Region weiterhin angebaut werden und nicht durch ausländische Sorten ersetzt worden sind, ist ebenso von unschätzbarer Bedeutung. Zusammen mit den herausragenden geologischen und klimatischen Bedingungen garantiert dies den eigenständigen und unverwechselbaren Charakter der Weine aus dem Douro-Tal.

Der Norden Portugals besteht fast ausschließlich aus Granit. Dieser extrem harte Stein mit seiner dünnen Erdauflage ist für die Landwirtschaft praktisch von keinem Nutzen. Interessanterweise fließt der Douro aber auch durch ein Schiefermassiv, das sich von Barca d'Alva fast bis zur Stadt Régua erstreckt. Unter der Oberfläche spaltet sich der Schiefer häufig in vertikale Schichten, und dies ermöglicht nicht nur das Eindringen von Feuchtigkeit, sondern bietet den Wurzeln auch Platz für Wachstum. So bildet die Bodenbeschaffenheit in der Douro-Region die natürlichen Grenzen des Weinbaus: Die Reben gedeihen, soweit der Schiefer reicht.

Schiefer ist hart aber spröde und zerfällt in gelblich-braunen Staub, der sich überall in der Region als Andenken an die Schuhe und Autos der Besucher heftet.

250.000 Hektar dieses Gebiets bestehen aus Schieferböden, von denen 40.000 Hektar für den Weinbau genutzt werden. Etwa die Hälfte der Anbauflächen liegt an Hängen mit einer Neigung von mehr als 30%. Die Bearbeitung dieser steilen und steinigen Hänge ist schwierig und kostspielig.

Das Weinbaugebiet des Douro-Tals wird von vier Bergketten vor kaltem und feuchtem Wetter geschützt. Im Norden sind es die Serra do Alvão, die Serra da Padrela und die Serra de Bornes, die das Gebiet vor dem kühleren Klima der Minho-Region (Vinho Verde) abschirmen. Im Westen wirkt die berühmte Serra do Marão, die eine Höhe von 1.400 Metern erreicht, als zuverlässige Wetterbarriere. Wenn man im Sommer die Stadt Porto bei Nebel und trüb-feuchtem Wetter verlässt und die Serra do Marão hinter sich lässt, empfängt einen die wunderbare Landschaft des ruhigen Douro-Tals oft mit strahlendem Sonnenschein. Die Hitze in der Douro-Region ist oft unerträglich und kann tagsüber Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius erreichen, im Durchschnitt liegt sie 15 bis 25 Grad über der Temperatur des relativ kühlen Porto. Die höchsten Temperaturen werden in der Nähe des Flusses und in den angrenzenden Tälern des rechten Ufers gemessen. Im Gegensatz dazu können die Temperaturen im Winter in der Region beträchtlich absinken (auf 0 Grad Celsius) und in einigen Ausnahmejahren kann es sogar schneien. Sobald der Reisende die Serra do Marão in Richtung Westen überquert, trifft er in der Regel auf angenehm milde Temperaturen, Sonnenschein und blühende Bäume.

Auch wenn das Klima der Stadt Porto an der Atlantikküste für den Weinbau nicht geeignet ist, bietet es dennoch die perfekten Bedingungen von Kühle und Feuchtigkeit, um Weine viele Jahre lang lagern zu können. Traditionell wurden die Weinfässer aus der Douro-Region jedes Jahr im Juni, noch vor dem Beginn der größten Hitze, nach Porto gebracht (um genauer zu sein: nach Vila Nova de Gaia), und beendeten ihre Reifung in den Kellereien der Shipper. Sie wurden flussabwärts auf Segelbooten (sogenannten „barcos rabelos“) verschifft. Heute sind diese auf dem Douro in Vila Nova de Gaia verankert und können als Museumsstücke unter freiem Himmel besichtigt werden. (Fast) jede Portweinfirma putzt ihr Boot einmal im Jahr für die traditionelle Segelregatta am Tag des Schutzheiligen der Stadt Porto, São João (24. Juni) heraus: Die Mitarbeiter der Portweinhäuser können dabei ihren Mut in einem sportlichen Wettkampf unter Beweis stellen.

Das Weinbaugebiet des Douro-Tals ist entlang des Flusses in drei Teilgebiete unterteilt. Der Baixo Corgo bildet den westlichsten Teil und reicht etwa von Régua bis zum Corgo, einem Zufluss des Douro. Östlich davon liegt der Bereich Cima Corgo, der auch die Stadt Pinhão einschließt. Das Gebiet östlich von Pinhão, bis Barca d'Alva, wird als Douro Superior („Alto Douro“) bezeichnet.

Baixo Corgo

Der Baixo Corgo ist der kleinste der drei Teilbereiche, besitzt aber in der Relation zu seiner Größe den größten Anteil an Weinanbaufläche (13.500 Hektar). Der Grund liegt darin, dass dieser Bereich das historische Zentrum des Weinbaus bildete. Die hier kultivierten Trauben werden hauptsächlich für die Erzeugung von preiswerten Ruby und Tawny Ports verwendet. Schon in früheren Jahrhunderten war der Douro bis zu diesem Punkt schiffbar und die Produktion konnte stromabwärts verschifft werden.

Cima Corgo

Der Cima Corgo liegt stromaufwärts vom Baixo Corgo, sein Zentrum bildet die Stadt Pinhão. Die Trauben, die in dieser Zone wachsen, sind von hoher Qualität und werden für die Produktion von Vintage und Late Bottled Vintage Ports verwendet. Der Cima Corgo ist das Kernland des für die Produktion von Portwein bestimmten Weinbaus. Rund 17.000 Hektar Rebfläche sind die Heimat der bekanntesten Namen und Marken und beherbergen viele der schönsten Quintas.

Douro Superior

Dieser östlichste Teil der Douro-Weinregion reicht fast bis zur spanischen Grenze. Es ist das am spärlichsten bestockte Gebiet der Region, teils aufgrund der schwierigen Transports auf dem Fluss hinter Cachão da Valeira. Nur ein kleiner Teil (8.000 Hektar) der riesigen Fläche des Douro Superior (110.000 Hektar) wird für den Weinbau genutzt. In der gesamten Douro-Region arbeiten an die 33.000 Weinbauern. 80% von ihnen besitzen jedoch weniger als 0,5 Hektar.

Niederschlag in mm pro Jahr Durchschnittstemperatur
Porto 1200 14
Baixo Corgo (Régua) 900 18
Cima Corgo (Pinhao) 650 19
Douro Superior (Barca d'Alva) 450 21
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